Ausgesprochene Befürworter der Vorschläge zum Schutz der Weissen Haie, Wal- und Riesenhaie waren: Brasilien, Tschechien, die Philippinen, El Salvador, Bolivien, die EU, Monaco, Kenia, Neu Seeland, TRAFFIC und das CITES Sekretariat.

Ausgesprochene Gegner waren unter anderem: Japan, Venezuela, Singapur, Norwegen, Korea, Kuba, China, Panama, Island, Indonesien, Thailand und OLDEPESCA.





















Das neue Bild vom Weißen Hai

Weltweiter Schutz für den größten Raubfisch der Erde

Mit dem Weißen Hai droht eine der faszinierendsten und am wenigsten verstandenen Tierarten endgültig von unserem Planeten zu verschwinden. Ein Antrag der Internationalen Naturschutzunion IUCN den Weißen Hai 1997 bzw. 2000 gemeinsam mit 10 weiteren gefährdeten Haiarten in das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) aufzunehmen, scheiterte bislang an den wirtschaftlichen und politischen Interessen großer Fischereinationen.

Carcharodon Carcharias - der Große Weiße Hai. Seit mehr als 60 Millionen Jahren durchstreift der größte Raubfisch der Erde die Weltmeere. Allein der Gedanke an den bis zu 7 Meter langen Meeresräuber erweckt in uns archaische Angstzustände. Wissenschaftler haben festgestellt, daß das Wort „Hai“ wie kein zweites Wort die Menschen in Angst und Schrecken versetzt.

Der Kinofilm „Der Weiße Hai“, hat in den 70er und 80er Jahren gemeinsam mit spektakulären Dokumentarproduktionen den Mythos vom blutrünstigen und menschenfressenden Killer geschaffen. Die aufkommende Haihysterie war für zweifelhafte Sportfischer und Abenteurer ein willkommener Anlaß, dem Weißen Hai erbarmungslos nachzustellen. Dabei wurde ein Tier an den Rand der Ausrottung getrieben, über dessen Funktion im Ökosystem zu diesem Zeitpunkt so gut wie nichts bekannt war.

Heute hat sich die Einstellung gegenüber dem Weißen Hai geändert. Neue Forschungsmethoden brachten neue Erkenntnisse über die Bedeutung des großen Raubfisches. So wurde versucht, dem Hai mit mobilen Schutzkäfigen und mit am Körper des Tieres befestigten Kameras in seinen natürlichen Lebensraum zu folgen. Die Beobachtungen zeigen ein intelligentes, extrem vorsichtiges Tier, das in absolut perfekter Weise an seine Umgebung angepaßt ist. Sein Verhalten ist in erster Linie darauf ausgelegt, das eigene Verletzungsrisiko zu minimieren. Meist patrouilliert er mit geringer Geschwindigkeit knapp über dem Meeresgrund und hält an der Wasseroberfläche nach potentieller Nahrung Ausschau. Seine grau-weiße Färbung bietet ihm dabei eine ausgezeichnete Tarnung. Beim Angriff schießt er in steilem Winkel nach oben. Wenige Flossenschläge genügen, um die bis zu 3 Tonnen schweren Tiere auf Geschwindigkeiten von über 40 km/h zu beschleunigen. Die Wucht des Angriffs kann den Hai mit seinem gesamten Körper aus dem Wasser katapultieren. Mit nur einem einzigen Biß fügt er seiner Beute, die unter anderem aus Seelöwen, Fischen und anderen Haiarten besteht, tödliche Verletzungen zu. Anschließend zieht er sich zurück und läßt seine Opfer verbluten. Hierdurch entgeht er möglichen Verletzungen, die während der Auseinandersetzung mit einem Opfer entstehen könnten. Diese Strategie hat sich über Jahrmillionen hinweg bewährt und sicherte dem Weißen Hai unangefochten die Spitzenposition in der marinen Nahrungskette.


Gegen menschliche Technik ist jedoch auch er machtlos. In weniger als 20 Jahren wurden die Bestände derart dezimiert, daß ein Aussterben dieser Tierart von vielen Experten als wahrscheinlich angesehen wird. Zwar besteht über die genaue Anzahl der noch lebenden Haie wenig Klarheit, Fangquoten weisen jedoch auf einen starken Rückgang der Population hin. Beispiel Südaustralien. Hier scheinen weniger als 5 % der ursprünglichen Weißhaipopulation den Nachstellungen der Sport- und Berufs-fischer entgangen zu sein. Schätzungen für Kalifornien belaufen sich auf 2000 bis 3000 Tiere. Zu wenig, um die Bestände langfristig zu sichern. Da die Haie oft solitär leben, wird es für sie immer schwieriger, in den Weiten des Meeres einen geeigneten Partner zur Paarung zu finden. Durch ihre Führungsrolle in der Nahrungskette besitzen sie zudem eine geringe Reproduktionsrate. Ein im Mittelmeer gefangenes trächtiges Weibchen hatte neun Jungtiere. Wieviele davon letztendlich (lebend-)geboren werden, ist unbekannt. Kannibalismus im Mutterleib ist bei anderen Haiarten bereits beobachtet worden. Neugeborene Weiße Haie sind zwischen 1 und 1,50 Meter lang und 20 bis 30 Kilogramm schwer. Die jungen Haie sind sofort auf sich selbst gestellt und werden erst nach etwa zehn Jahren geschlechtsreif. Sie haben dann eine Körperlänge von ca. 4 Metern erreicht. Ausgewachsene weibliche Exemplare können vermutlich eine Größe von über 7 Metern erreichen. Männchen sind kleiner, sie werden lediglich 5 Meter. Berichte von über 10 Meter langen Weißen Haien konnten bislang nicht ausreichend verifiziert werden, haben jedoch wesentlich zur Mystifizierung dieser Tierart beigetragen.


Als erstes Land hat Südafrika die Bedeutung des Weißen Haies für das Ökosystem der Meere erkannt. Hier wurden die Tiere bereits 1991 unter Schutz gestellt. Seit 1993 gilt dies auch für die Küsten Kaliforniens. In Australien wurde der kommerzielle Fang Weißer Haie inzwischen genauso untersagt, wie in Namibia, Israel und den USA. Auf der CITES-Konferenz in Harare/Zimbawe im Juni 1997 sollte der Weiße Hai gemeinsam mit 10 weiteren Haiarten, darunter der Wal- und der Riesenhai, in das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) aufgenommen werden. Die Aufnahme scheiterte jedoch am Widerstand großer Fischereinationen, die eine Durchsetzung der Schutzmaßnahmen als zu teuer und damit unrealistisch erachten. Auch im Jahr 2000 konnte die hierfür erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit nicht erreicht werden. Wiederum war es der Einfluß der mächtigen Fischerei-Lobby, die den Schutz dieser Haiarten verhinderte.


Während die meisten Haie Ihrer Flossen wegen gejagt werden, wird Weisse Haiem vor allem aufgrund ihres Gebisses nachgestellt. Fragwürdige Sammler bezahlen bis zu 50.000 $ für ein komplettes Weisshai-Gebiss.


Von den 380 bekannten Haiarten gelten heute 69 als bedroht. Gemäß der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO (FAO) werden jährlich ca. 100 Millionen Haie durch kommerzielle und private Fischerei getötet. Gängige Praxis ist es dabei, den Haien die Flossen abzuschneiden, um sie danach lebendig wieder ins Meer zurückzuwerfen, wo sie einen qualvollen langen Tod sterben. Eine grausame und vor allem sinnlose Abschlachterei, denn eine dem Haifleisch nachgesagte Wirkung als Aphrodisiakum ist genauso unwahrscheinlich wie die angeblich krebsheilende Kraft der Haiknorpel. Vielmehr lassen extrem überhöhte Quecksil-berwerte in den Flossen gefangener Haie eine gegenteilige Wirkung erwarten. Die Folgen einer Überfischung der Haibestän-de für die marinen Ökosysteme sind jedoch langfristig kaum absehbar und es bleibt zu hoffen, daß strenge Schutzrichtlinien ein Überleben dieser einmaligen Tierart gewährleisten.


Text und Bilder Copyright 2002 Dr. Jochen Bayer